Durch den Ministerwechsel im hessischen Sozialministerium Anfang des Jahres ergeben sich neue Perspektiven zur Verbesserung der geburtshilflichen Versorgung in Hessen. Im Koalitionsvertrag der schwarz-grünen Landesregierung wird ein „Zukunftsprogramm Geburtshilfe“ angekündigt. Ausdrücklich will man sich für eine 1:1-Betreuung unter der Geburt einsetzen. Im ersten Schritt hat der neue Minister Kai Klose von den Grünen im Mai einen runden Tisch einberufen, an dem auch das Geburtshaus teilnimmt.

Unter anderem geht es neben Maßnahmen zur Stärkung der Hebammenversorgung auch um die konkrete Umsetzung der akademischen Ausbildung der Hebammen ab 2020 in Hessen. Außerdem sollen Landesmittel in Form eines hessischen Hebammengeldes bereitgestellt werden, über dessen Verwendung beraten und entschieden werden muss.

Besuch in Marburg

Im Zuge dieser Veränderungen waren Vertreter der hessischen Grünen Anfang Juni zu Gast in Marburg, um sich über die spezielle Situation der Marburger Geburtshilfe zu informieren. An dem Gespräch nahmen die Sprecherin der Grünen für Geburtshilfe, Kathrin Anders, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und sozialpolitische Sprecher im Landtag, Marcus Bocklet, der Leiter der Geburtshilfe am Marburger Uniklinikum, Siegmund Köhler, die Landesvorsitzende der hessischen Hebammen, Martina Klenk, sowie Melani Trofimow und Andrea Stolz vom Geburtshaus teil.

Im Mittelpunkt des Austauschs stand die gute Zusammenarbeit zwischen dem Level 1 – Zentrum der Marburger Uniklinik und dem Geburtshaus mit seiner 1:1-Betreuung, die Vorbildcharakter für andere Regionen haben kann.

Keine Geburtshilfe mehr in Wehrda

Wie Ihr wahrscheinlich schon wisst, wird die geburtshilfliche Abteilung in Wehrda Ende des Jahres 2019 geschlossen. Wie schon in Biedenkopf und zuletzt noch weiteren Kliniken in Hessen (Bensheim, Volkmarsen) ist auch in Wehrda die klinische Geburtshilfe im kleineren Umfang unter den Bedingungen des jetzigen Gesundheitssystems leider nicht mehr finanzierbar. Auch in der außerklinischen Geburtshilfe sind die Hebammen nach wie vor durch die extremen Haftpflichtkosten von über 8000 € im Jahr belastet. Immerhin werden aktuell ca. zwei Drittel der Kosten von den Krankenkassen erstattet und dadurch ist die Versicherung für uns Hebammen im Geburtshaus Marburg finanzierbar. Problematisch ist allerdings, dass die Hebamme zunächst in Vorleistung gehen muss und die Erstattung mit viel Bürokratie verbunden ist.