Geburtsberichte von Eltern

Ohne Zeitgefühl und sehr dankbar

Endlich geht es los

Nachdem wir schon einige Wochen ungeduldig auf den Tag gewartet haben, ging es am 12.09.2020 um ca. 3 Uhr nachts endlich los. Am Tag zuvor war ich noch beim Frauenarzt gewesen. Die Ärztin hatte eine Verkürzung des Gebärmutterhalses auf nur noch 2 cm festgestellt und gemeint, es könnte bald losgehen, aber vielleicht würde es noch ein paar Tage dauern. Emelie hatte sich dann jedoch entschlossen uns nicht mehr warten zu lassen, und so spürte ich gegen 3 Uhr nachts die ersten Wehen als leichtes, menstruationsartiges Ziehen. Da sie nur sehr leicht und nicht schmerzhaft waren, weckte ich Christian nicht und versuchte einfach erstmal weiter zu schlafen. Im Geburtsvorbereitungskurs hatten wir ja gelernt, dass es in dieser Phase einige Stunden so weitergehen konnte und es besser voran gehen würde wenn man einfach ruhig blieb und versucht sich zu entspannen. Außerdem könnte ich auch noch ein bisschen Schlaf gebrauchen.

Ein kurzes warmes Bad

Gegen halb 7 am Morgen berichtete ich Christian dann, dass die Wehen eingesetzt haben. Er war sofort ganz aufgeregt und mittlerweile waren die Wehen auch etwas stärker und regelmäßiger geworden, sodass ich anfing, mit dem Wehentimer die Zeit zu messen. Dabei versuchte ich, mich ganz auf das Atmen zu konzentrieren. Nachdem wir gefrühstückt hatten beschloss ich, ein warmes Bad zu nehmen. Lange hielt ich es allerdings nicht in der Wanne aus, da es mir dann doch etwas zu warm war. Die Wehen wurden in der Wanne auch nicht stärker, daher dachte ich, würde es auch noch etwas dauern. Sie ließen sich auch noch gut einfach veratmen.

Ein Gang durchs Feld

Gegen 11:30 Uhr beschloss ich, da die Wehen nur (nach meinem Empfinden) recht stark und regelmäßig waren, zumindest mal im Geburtshaus die Hebamme anzurufen, um Bescheid zu geben, dass die Wehen eingesetzt haben, es aber soweit noch in Ordnung ist und wir uns später wieder melden. Ich fragte sie, ob wir noch einen Spaziergang machen könnten, um das ganze etwas voranzutreiben. Die Hebamme gab grünes Licht und so machten wir uns auf ins Feld. Eigentlich war nur ein kleiner Spaziergang bis zur Bank und zurück geplant, aber da es gut ging, machten wir doch eine etwas längere Runde.

Zwei Zentimeter

Zu Hause angekommen wollten wir uns dann noch eine Kleinigkeit zum Mittagessen machen, da wir ja nicht wussten, wann wir wieder schaffen würden etwas zu essen. Allerdings wurden die Wehen dann immer stärker und als das Essen dann auf dem Tisch stand, konnte ich nur wenige Bissen zu mir nehmen. Ich beschloss meiner Nachsorgehebamme eine Nachricht zu schreiben, da sie angeboten hatte, vorbeizukommen und mich zu untersuchen bevor wir ins Geburtshaus fahren, damit wir uns nicht „umsonst“ auf den Weg machen. Sie kam gegen 13:30 Uhr, untersuchte mich und meinte, der Muttermund sei erst 2 cm geöffnet, das würde noch dauern. Wenn ich etwas ausruhen wollte, könnten wir aber ins Geburtshaus fahren, damit ich ein Zäpfchen zur Hemmung der Wehen bekommen könnte, sodass ich etwas schlafen kann. Wir wollten aber erstmal abwarten.

Fahren wir nochmal nach Hause?

Gegen 14:30 Uhr wurden die Wehen von meinem Gefühl her so stark, dass ich das Gefühl hatte, lieber doch ins Geburtshaus zu fahren und nicht mehr zu Hause zu bleiben. Also packten wir alles zusammen und machten uns auf den Weg. Gegen 15 Uhr waren wir dann dort, Unsere Hebamme erwartete uns zusammen mit einer Hebammenschülerin. Zunächst wurde dann ein CTG gemacht und die Hebamme fragte uns, wie es uns gehe. Sie schätzte die Situation danach so ein, dass es noch einige Zeit dauern werde. Wir könnten nochmal nach Hause fahren, oder wenn es uns lieber sei, könnten wir auch erstmal noch 30 min bleiben und warten wie es sich entwickelt.

Wir bleiben

Wir entschieden uns fürs Bleiben. Das war scheinbar auch gut so, denn in dieser halben Stunde wurden die Wehen immer stärker und die Hebamme entschied, dass wir doch bleiben sollten. Christian holte also unsere Sachen aus dem Auto und die Hebamme untersuchte mich dann. Der Muttermund war nun schon 8 cm auf. Darauf folgte eine Phase in der ich das Zeitgefühl verlor. Ich veratmete die Wehen so gut ich konnte mit der Hilfe der Hebamme und der 2. Hebamme, die dazu kam. Christian war als Unterstützung immer in meiner Nähe. Irgendwann wurde ich gefragt ob ich in die Wanne wolle. Da ich mir immer eine Wassergeburt gewünscht hatte, stimmte ich zu. Relativ bald nachdem ich in die Wanne gestiegen war, stellte die  Hebamme fest, dass der Muttermund komplett geöffnet war und ich nun mit den Wehen mitpresse durfte.

Wieder in der Wanne

Eine ganze Weile verbrachte ich so in der Wanne, unterdessen platzte auch die Fruchtblase, was ich gut spüren konnte. Immer wieder sollte ich in der Wanne beim Pressen die Stellung wechseln. Wage erinnere ich mich daran, dass ich das Gefühl bekam, dass es nicht schnell genug voran ging. Aber zu jeder Zeit fühlte ich mich sicher und wusste, dass meine Hebammen alles im Griff haben. Ich sollte dann aber doch wieder raus aus der Wanne und mich vor die Wanne hocken. Immer wieder sollte ich die Stellung wechseln, mal hocken vor der Wanne, mal hängen an der Wanne, mal auf dem Bett auf der einen oder anderen Seite liegen und dann wieder vor die Wanne, ich glaube ein Geburtshocker kam auch zum Einsatz.

Ohne Zeitgefühl

Da ich jegliches Zeitgefühl verloren hatte, erschien mir die Zeit endlos (obwohl mir hinterher gesagt wurde, die Austreibungsphase hätte „nur“ 45 min gedauert). Ich hatte zum Schluss auch kaum noch die Kraft die Stellungen zu wechseln, wurde aber gut gestützt von meinen Hebammen, der Hebammenschülerin und Christian. So kam unsere Emelie dann endlich um 19:20 Uhr quasi umringt von allen und aufgefangen von meiner Hebamme in der Hocke vor der Wanne zur Welt. Wie ich es mir gewünscht hatte, durfte ich sie selbst hochnehmen und zum Bett tragen, auf dem wir dann die ersten Augenblicke zu dritt ungestört genießen durften.

Ein großer Dank!

Trotz Corona war die Geburt im Geburtshaus ein unvergesslich bewegender und schöner Moment in dem wir uns sehr geborgen und sehr gut aufgehoben gefühlt haben. Ein Großer Dank geht an „unser“ Geburtsteam und die tolle Hebammenschülerin, außerdem an die wunderbare Nachsorgehebamme und natürlich auch alle anderen Hebammen und Mitarbeitenden des Geburtshauses für die gute Vor- und Nachbetreuung!

Sophie