Geburtsberichte von Eltern

Eine Verlegung

Am Morgen des 23. Januar
(Bei Glatteis, ha – ich wußt´ es ja)
Da fing es an, das Kind wollt raus,
Also los – zu Margot – ins Geburtshaus.

Erst war die Stimmung noch recht locker,
noch rissen die Wehen mich nicht vom Hocker.
Wir saßen bei Tee und Kerzenschein,
entspannter konnt es gar nicht sein.

Erst später dann beim Blasensprung
kam plötzlich die Erinnerung:
Mensch Katja, warst ja doch schön dumm:
Den fiesen Schmerz, den kennst du schon,
wie war das noch beim ersten Sohn?

Doch damals war alles schnell vorbei
hier fängt´s erst richtig an – o wei!
Nun kam die Melani noch her
„ich kann – und mag – und will nicht mehr!“

Es stellte sich auf einmal raus:
Das Kind, das kann so gar nicht raus!
Es führt die falsche Fontanelle
was machen wir nun auf die Schnelle?

Die Katja flugs auf Bett mal drauf
und hin und her gedreht dann auch.
Doch bracht der Seitenwechsel nix
drum hängt die Frau ins Tuch ganz fix.

Doch dieses Kind ist wirklich stur
von wegen „den Weg zeigt die Natur“,
es rutscht nicht um die Symphyse rum
und mir, mir wird´s jetzt echt zu dumm:

„das hält doch wirklich keiner aus –
jetzt holt den Kerl doch endlich raus!“
Und Margot fasst dann den Entschluss:
Im Geburtshaus ist jetzt wirklich Schluss!

Dem Kind ist jetzt der Stress zu heftig,
die Wehen sind ihm wohl zu kräftig.
Wir verlegen jetzt lieber ins Krankenhaus
nur Mut, das Kind kommt gleich raus!

So stellt man Katja auf die Beine,
– laufen kann sie noch alleine –
und will ins Diakoniekrankenhaus
doch stellt sich dann auch noch heraus:

Gesperrt ist heute die Zufahrtsstraße
– womit verdient man soviel Strafe? –
die Nerven liegen langsam bloß –
ab in die Gyn- hopp hopp, los – los!

Zum Kreissaal sind´s nur ein paar Meter,
doch stehen im Weg die Essenscontainer,
das Personal – noch nicht ganz wach –
wohl fasziniert von meinem Krach,

es starrt uns an, ich merk´s genau –
ich kenn den Laden, mir wird ganz flau:
„O Margot, geh mir ja nicht weg,
bleib bei mir,rühr dich nicht vom Fleck!

Wer weiß was die sonst mit mir machen,
ich hörte schon die tollsten Sachen!“
„Wer hat denn Dienst, nun kommt mal her,
die Übergabe, bitte sehr!

Waschschüsseln könnt ihr später noch sortieren,
der Frau scheint´s langsam zu pressieren.“
Und wirklich, ach – man glaubt´s fast nicht,
kümmert man sich endlich um mich!

doch…… umsonst gefleht nach PDA
und Sectio, denn sieh mal da:
geschwind den Wehentropf herbei
mir ist bald alles einerlei –

die Saugglocke steht grinsend im Hintergrund,
ich glaub dem Kind wird´s jetzt zu bunt:
es war zwar heftig, das Verlegen,
doch hat´s dem Kind den Weg freigegeben:

es hat sich richtig eingestellt –
genug vor die Symphys geprellt,
der Doktor springt herbei behände
und nutzt die Kräfte seiner Hände.
Er drückt von oben auf den Bauch –
Dem Felix reicht´s nun aber auch.
Er beugt sich doch – es muss wohl sein,
schreit seinen Protest in die Welt hinein!
Katja