Geburtsberichte von Eltern

Eigenes Tempo – Die Geburt von Masha

Vorsorge im Geburtshaus

Im Nachhinein vielleicht das wichtigste an Mashas Geburt: Schon früh in der Schwangerschaft entschied ich mich, die Vorsorgeuntersuchungen im Geburtshaus machen zu lassen. Ich wünschte mir Betreuung, Begleitung und Unterstützung – und keine Bevormundung wie ich sie beim Gynäkologen erfahren hatte.

Durch das Team des Geburtshauses fand ich genau das: Hebammen, die mich in diesem Wunsch ernst nahmen und mein Bestreben nach Selbstbestimmung unterstützten und dabei trotzdem alle Risiken abwogen und mich auf meine und ihre eigenen Grenzen aufmerksam machten.

Natürlichkeit und altes Wissen

Für meinen Partner sprachen andere Dinge für eine Betreuung im Geburtshaus: er wollte auf Natürlichkeit und altes Wissen vertrauen. Er fand es gut, augenscheinlich losgelöst von Technik zu sein und versprach sich von einer Geburt in dieser Atmosphäre viel Zeit mit mir und unserem Kind nach der Geburt. Er fühlte sich schon bei den Vorbereitungen einbezogen und genoss es, nicht das fünfte Rad am Wagen, sondern auch sehr wichtig zu sein.

Gegen Ende der Schwangerschaft waren wir sicher, dass wir unser Kind im Geburtshaus bekommen wollten. Es lag „richtig“ und auch sonst sah alles gut aus.

Wehen, die nichts bewegen

Am Tag der Geburt wurde klar, dass ich viel Zeit brauchen würde. Schon seit dem vorangegangenen Tag hatte ich Wehen, die allerdings nichts bewegten. Ich war frustriert und müde. Die Wehen kamen auch weiterhin nur schleppend in Gang, ich hatte Angst, die Schmerzen nicht aushalten zu können und verkrampfte immer mehr.

Die Hebamme umsorgte uns beide rührend: wir bekamen Tee und Kaffee, ein CTG wurde geschrieben und mir Akkupunkturnadeln gesetzt. Aber es ging nicht voran. Ich fühlte mich unter Druck. In einem Gespräch ermutigte mich die Hebamme, meiner Angst nachzugehen, sie anzusehen und hinzunehmen, dass sie da ist. Sie schickte uns spazieren. Und tatsächlich – es tat sich was. Ich konnte weinen und mit den Tränen wurden auch die Wehen etwas stärker.

Ausatmen

Einige Stunden später, als ich in der Geburtswanne lag, bekam ich bei jeder Wehe Angst, der Vorschlag der Hebamme auf „ja“ auszuatmen fruchtete und trug mich durch die Geburt. Diese kleinen Dinge waren es, die für mich unter der Geburt wichtig waren. Ich hatte das Gefühl es geht alleine um mich und meine Bedürfnisse, meine Geschwindigkeit – und die meines Kindes.

Mein Partner fühlte sich einbezogen und als Teil des Ganzen. Die Hebamme und er kommunizierten unter der Geburt oft ohne dass ich es mitbekam. Sie ermutigte ihn, seinen Impulsen nachzugehen und mich zu unterstützen. Sie ließ uns immer mal wieder für kurze Zeit alleine, so dass wir Zeit zu zweit hatten und spätestens jetzt die Gewissheit haben, dass wir ein starkes Team sind.

Zeit für uns

Nach der Geburt hatten wir Zeit für uns. Mein Freund nabelte unser Kind ab und wir konnten die ganze Zeit zusammen bleiben. Erst später stellte sich heraus, dass mein Damm so sehr gerissen war, dass er in der Klinik genäht werden musste. Doch auch die Verlegung dorthin geschah in Ruhe. Eine Hebamme fuhr mit mir, kümmerte sich die ganze Zeit um mich und hielt mir während des Nähens die Hand – dafür bin ich ihr heute noch sehr dankbar.

Die zweite Hebamme kümmerte sich währenddessen um meinen Mann und unsere Tochter, so dass beide in Ruhe und warm verpackt bei mir in der Klinik ankamen. Ich habe den Bruch zwischen Geburtshaus und Klinik als sehr heftig erlebt und war sehr froh, dass unsere Tochter nicht in einem gekachelten Kreißsaal geboren wurde. Die Atmosphäre im Geburtshaus und die annehmende Haltung der Hebammen haben für mich wesentlich dazu beigetragen, dass ich es geschafft habe unser Kind auf natürlichem Weg zu bekommen.