Geburtsberichte von Eltern

Ruhe, Atmosphäre und Gelassenheit

Die kleine Maus in meinem Bauch war nun schon einige Tage überfällig und wir wünschten uns unglaublich, dass sie nun endlich den Weg in die Welt antreten würde. Unsere beiden älteren Kinder waren aus dem Haus. Der Dreijährige mit Oma und Opa im Urlaub, die 14-jährige bei einer Freundin zum Übernachten. Und als wäre es der Startschuss für das ungeborene Baby im Bauch, setzten irgendwann im Schlaf die Wehen ein. Mein Partner wollte mir schon gar nicht mehr glauben, denn ich hatte schon einige Male die Vermutung gehabt, dass es losgehen würde. Nun war es also endlich so weit. Ich war mir ganz sicher, dass Baby würde, bald kommen.

Ich weckte also meinen Partner und rief die Hebamme vom Geburtshaus an. Da die Wehen noch relativ lange Abstände hatten, entschieden wir gemeinsam noch etwas zu warten, bis sie stärker und in kürzeren Abständen kommen würden. Da unser Baby auf sich hatte warten lassen und wir schon ein paar Tage über dem errechneten ET waren, freuten wir uns umso mehr, dass es nun endlich los ging. Um sich einzustimmen und voller Energie den Tag der Geburt unserer Tochter starten zu können, brutzelte der werdende Vater sich in aller Seelenruhe noch ein paar Eier in der Pfanne. Wohl gemerkt um vier Uhr morgens. Diese wurden dann neben mir im Bett genüsslich vertilgt.

Ich bin sehr froh, dass ich in der Lage war, davon ein Bild zu machen. Kurze Zeit später wurden die Wehen stärker und wir starten nach Marburg. Da wir eine gute halbe Stunde Fahrzeit hatten, wollten wir auch nicht zu spät den Weg antreten. Im Geburtshaus angekommen hatten wir alle Räumlichkeiten für uns. Es war früh am Morgen und zudem noch ein Feiertag. Bessere Voraussetzungen hätten wir aus meiner Sicht nicht haben können. Die Wanne war schon eingelassen und ich konnte nun erstmal im warmen Wasser auf der Seite liegend, mit einem schwimmenden Stillkissen die Wehen weiter veratmen. Die Hebamme gab meinem Partner einige Tipps, wie und wo er mich massieren könnte, während den Wehen. Das tat unheimlich gut. Im Hintergrund lief leise Entspannungsmusik.

Ich selbst hatte mir keine Musik mitgenommen, weil ich nicht so richtig wusste, was ich wählen sollte. Rückblickend kann ich gar nicht mehr sagen, wie oft ich rein und raus aus der Wanne gegangen bin. Was mich aber einfach unheimlich unterstützte und in der Situation entspannte war, dass ich so oft ich wollte und es mir gut tat die Position verändern konnte. Manchmal tat mir das Laufen gut, manchmal die Wanne. Dann war es wieder wichtig auf der Seite zu liegen, um das Kind dabei zu unterstützen in den Geburtskanal zu rutschen.

Für mich war es vor allem wichtig, von jemandem begleitet zu werden, der mich auffängt, sieht, wie es mir geht und mich bestmöglich unterstützt. Auch meinen Partner anleitet und uns beiden beruhigend zur Seite steht. Ich habe vor allem die Ruhe im Geburtshaus genossen, die Atmosphäre und die Gelassenheit. Trotzdem hatte ich zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, es wurde genau darauf geachtet, wie es mir und dem Baby geht. Der wichtigste Tipp war für mich, die Schmerzen zuzulassen und nicht dagegen zu arbeiten.

Dem Baby zu erlauben in den Geburtskanal zu rutschen. Natürlich ist das schmerzhaft. Aber der Hinweis, dass ich so die Geburt beschleunigen kann, war für mich entscheidend. Auch ist es mir 1000-mal lieber die Schmerzen zu spüren, aber zu fühlen was in mir, mit meinem Baby und meinem Körper geschieht, als mich zu betäuben und nichts mehr zu spüren oder eine verschwommene Wahrnehmung zu haben. Es war regelrecht spürbar, wie das Baby immer tiefer und tiefer nach unten sank. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich schön.

Natürlich mit Schmerzen verbunden, aber trotzdem schön. Wie die Natur alles regelt, wirklich ein Wunder. Ich hatte das Gefühl, mit meinem Baby ohne Worte zu kommunizieren. Als die zweite Hebamme dazu kam, wusste ich, dass wir uns der „heißen“ Phase näherten. Ich war froh, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis wir unseren kleinen Schatz in den Arm halten würden.

Auch meinem Partner war das Grinsen und Lachen ins Gesicht geschrieben. Die Presswehen kamen dann schneller als ich dachte. Ich spüre den Druck und gab mit so viel Kraft wie möglich nach unten nach. Nur wenige Presswehen waren nötig. Bald konnten wir unsere kleine Tochter in den Armen halten. Ich war so überwältigt das ich weinen muss. Dieses kleine Wesen endlich bei uns zu haben war unbeschreiblich schön.

von Stella