Geburtsberichte von Eltern

Ein etwas anderer Geburtsbericht: Die ‚Geburt‘ einer Krabbelgruppe

Im Geburtshaus Marburg erblicken nicht nur Babys das Licht der Welt, sondern auch Freundschaften. Wir erzählen heute die Geschichte davon, wie das Geburtshaus ermöglicht hat, dass aus einem wilden Haufen frischgebackener Mütter (Julia, Tina, Sveta und Judith) ein bis heute bestehendes Vierergespann mit dem inzwischen etwas kurios gewordenen Namen „Krabbelgruppe“ geworden ist.

Es begann 2014/15 im Mehrgebärenden-Geburtsvorbereitungskurs bei Birgit, den Julia und Tina beide besuchten, ohne einander zu kennen – obwohl wir im gleichen Ort wohnen. So geht’s nicht, dachte sich Birgit wohl, und ließ sich von den beiden versprechen, künftig nicht mehr getrennt zum Kurs zu fahren, sondern nur noch zusammen. Gesagt getan: Julia und Tina fanden sich bei gemeinsamen Fahrten schnell im Austausch über ihre vorangegangenen Geburten und ließen sich von den älteren Geschwisterkindern im Geburtshaus plaudernd die Bäuche bemalen, während Birgit den Kids Geburten erklärte.

Julia und Tina landeten nach den Geburten ihrer Töchter sodann im gleichen Rückbildungskurs, wo sich zwei Erstgebärende dazu gesellten: Sveta, die im Geburtshaus ihre Tochter geboren hatte, und das gleich so straight forward, dass es hinterher ein paar neuer Socken für Birgit bedurfte; und Judith, die just am gleichen Tag und Tür an Tür mit Tina ihre Tochter geboren hat.

Nach Ende des Rückbildungskurses hatten wir vier noch nicht genug voneinander und begannen, uns jeden Donnerstag mit Babys zum Frühstück zu treffen. Diese ‚Frühstücke‘ dauerten meistens von morgens 9 Uhr bis weit in den Nachmittag hinein (und fanden ihr Ende meist nur, weil Geschwisterkinder aus der Kita abgeholt werden mussten), voll mit Geschichten aus dem prallen Leben. Wir haben uns dazu jeweils im Wechsel bei einer von uns zuhause getroffen und hatten nur eine Regel: Wir räumen nicht extra füreinander auf, wir gehen nicht in Mütter-Bessermacherei-Konkurrenz, sondern begrüßen uns mit allem so, wie es ist.

Getarnt als „Krabbelgruppe“ etablierte sich so eine Art Mütter-Selbsthilfegruppe für den ganz normalen Wahnsinn des Alltags. Weniger wurden die wöchentlichen Frühstücksklönereien erst, als wir nach und nach wieder in unsere Erwerbsarbeiten eingestiegen sind. Unsere Treffen verschoben sich fortan auf Wochenenden oder Abende, manchmal mit Partnern, meistens jedoch stabil zu viert als die Gruppe, als die wir gestartet sind. Unsere Treffen wurden über die Jahre in der Frequenz weniger, aber immer noch regelmäßig und nicht weniger intensiv im Austausch.

Im kommenden Jahr werden nicht nur unsere (jüngeren Geschwister-)Kinder 10 Jahre alt – auch unsere sehr besondere, dem Geburtshaus entsprungene, Vierer-Freundschaft wird es.

Unsere WhatsApp-Gruppe heißt noch immer „Krabbelgruppe“, auch wenn das Profilfoto längst einen entspannten Mütter-Grillabend zeigt statt vier mal mehr, mal weniger entspannte Babys auf dem Wohnzimmerteppich.

Wir feiern unsere Geburtstage und andere Feste miteinander, haben das Leben und die Liebe, das Größerwerden unserer Kinder, Krankheiten, Umzüge, Stellenwechsel, Krisen und Erfolge miteinander geteilt. Wir haben geredet, geweint, gelästert, uns geholfen und vor allem viel gelacht. Unsere Kinder spielen miteinander, drei davon gehen in die gleiche Klasse, zwei davon haben am gleichen Tag Geburtstag.

Wie hätten wir diese verrückten Jahre bloß ohne einander überstanden?! Wie gut, dass wir uns im Geburtshaus gefunden haben!

Deshalb feiern wir uns zum bald Zehnjährigen und euch, liebes Geburtshaus, zum Dreißigsten! Herzlichen Dank, dass ihr Räume für Begegnung schafft und im Zweifel freundlich verkuppelt, was zusammengehört 😉.