Geburtsberichte von Eltern

Geht es los oder nicht?

Bei der Gynäkologin

Brav bin ich, wie von der Krankenkasse verlangt, morgens um 9 Uhr bei ET +1 zur Gynäkologin gegangen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Anzeichen einer baldigen Geburt verspürt. Auf dem CTG seien deutliche Wehentätigkeiten zu verzeichnen gewesen. Dies blieb von mir jedoch unbemerkt. Bei der Untersuchung fragte mich die Gynäkologin, ob sie den Muttermund etwas ärgern solle, das könne den Geburtsvorgang manchmal anschubsen. Dankend habe ich diesen Vorschlag angenommen. Allerdings sagte die Gynäkologin der Muttermund sei schon noch sehr eng. So fuhr ich mit der Erwartungshaltung – wohl noch etwas Geduld aufbringen zu müssen – nach Hause.

Der große Bruder

Ab 11 Uhr dachte ich dann, ich verspüre leichte Wehen. Circa alle 20 min verspürte ich für etwa 1 Minute ein leichtes Ziehen im Unterbauch. Dies ging sehr konstant den ganzen Nachmittag weiter, ohne in der Intensität zuzunehmen. Nachdem wir unseren großen Sohn vom Kindergarten abholten, sind wir einkaufen gefahren und haben noch weitere Besorgungen gemacht, sodass ich den ganzen Nachmittag in Bewegung und unterwegs war.

Gegen 18:30 Uhr dachte ich, vielleicht erkundige ich mich mal bei Birgit, ob diese vermeintliche leichte Wehentätigkeit ernst zu nehmen ist. Doch auch Birgit hielt die Aktionen meiner Gebärmutter, wie auch ich, für eher unspektakulär. Dennoch warnten wir die Oma vor, dass unser Sohn ggf. noch zur Nacht oder zum folgenden Morgen zu Besuch komme. Natürlich haben wir auch ihn vorbereitet, dass es sein könne, dass sein Bruder in der Nacht zur Welt komme und dass er vielleicht bei Oma schlafen werde. So verstrich Stunde um Stunde, ohne dass sich die Intensität oder die Frequenz der Wehen änderte.

Als wir gegen 21 Uhr zu Bett gingen, zweifelte ich, ob die Intensität nicht nun doch zunahm. Stets musste ich an die Warnungen der Hebammen denken, die erste Geburt sei sehr schnell gewesen, die Zweite könnte durchaus schneller sein. So stellte sich im Bett doch langsam aber sicher eine Angst ein, ich könnte es nicht mehr rechtzeitig ins Geburtshaus schaffen.

Und tatsächlich war ich mir nun sicher, die Intensität der Wehen nehme zu. Mittlerweile war es 22:30 Uhr geworden. Mein Mann und mein Sohn schliefen bereits selig neben mir. Kurzer Hand entschloss ich mich, meinen Mann zu wecken. Wir besprachen schon mal zu seiner Mutter zu fahren, dort weiter zu schlafen und ggf. von dort aus ins Geburtshaus zu fahren. 20 min. später saßen wir im Auto. Wir haben es geschafft, unseren Sohn schlafend ins Auto zu bekommen.

Die Geburt beginnt

Gerade im Auto angekommen, war ein deutlicher Intensitätsanstieg zu vernehmen. Nun wurde mir klar – die Geburt beginnt. Umgehend rief ich Birgit an. Während der Autofahrt kamen die Wehen bereits alle 3 Minuten. Die Wehen musste ich zu diesem Zeitpunkt schon veratmen. Bei Andreas ́ Mutter angekommen, trug ich meinen Sohn noch ins Bett und konnte ihn schlafend ablegen. Diese Tatsache erleichterte doch einiges.

Um kurz vor Mitternacht sind wir dann in einer mondhellen Nacht beim Geburtshaus angekommen. Nach wenigen Augenblicken kam dann unser Geburtsengel Birgit. Nachdem wir uns freudig und herzlich begrüßt hatten, beförderte uns der Lift nach oben. Schon mit einem Eimer bewaffnet, noch nicht im Geburtsraum angekommen, musste ich mich auch schon das erste Mal übergeben. Dies kannte ich schon von der ersten Geburt. Endlich im Geburtsraum angekommen, zog ich mich auch schon bis auf mein Tank-Top aus und lehnte meinen Kopf in Vierfüßler-Stellung in den Schoß meines Mannes, während dieser angenehm meinen Rücken streichelte.

Birgit kochte Café und nahm weitere Vorbereitungen für die Geburt vor. Anschließend stellte mir Birgit Fragen zum bisherigen Geburtsvorgang. Dann nahm Birgit eine begleitende und beobachtende Rolle ein. Es herrschte eine sehr angenehme Ruhe und eine sehr schöne Atmosphäre. Birgit gab Andreas und mir Zeit uns als Geburts-Team zu finden.

Das Kind kommt!

Als Birgit vernahm, dass es notwendig wurde, atmete sie mit uns gemeinsam „Huu“ und „Haa“. Recht zügig musste ich mich auch schon das zweite Mal übergeben. Birgit untersuchte mich und bestätigte, dass der Muttermund nun vollständig geöffnet ist. Birgit fragte mich, ob ich einen Druck über dem Damm verspüre, das war bereits der Fall, sodass sie Maja informierte.

Allerdings ging dann alles sehr zügig. Gefühlt jagte eine Wehe die Nächste. Es gelang mir mit Andreas ́ und Birgits Hilfe recht gut, die Wehen zu veratmen. Nun spürte ich, dass unser Sohn geboren wird. Geistesabwesend und schmerztrunken rief ich aus: “Das Kind kommt – Birgit ich brauche dich!“.

Birgit unterstützte den Damm mit einer Cafékompresse, plötzlich ohne willentliche Pressaktion wurde der Kopf mitsamt intakter Fruchtblase geboren. Birgit gab uns das Gefühl, dass dies etwas sehr Besonderes ist. Mit der nächsten Wehe war unser Wunder Gabriel geboren. So zart und klein lag er nun unter mir. Voller Liebe schloss ich ihn in meine Arme und mein Mann uns in die seinigen.

Danke

Voller Dankbarkeit denken wir an Dich, Birgit – und natürlich auch an das gesamte Team des Geburtshauses. Wir danken Euch für Eure Arbeit und die wundervolle Betreuung während der Schwangerschaft und der Geburt. Ihr habt tatkräftig unterstützt, dass diese besondere Zeit – unvergesslich positiv in Erinnerung bleibt.

Ich kann mir keinen besseren Ort für die Geburt meiner Kinder vorstellen, auch bin ich überzeugt, dass ich gesegnet bin mit den besten Geburten, die man sich vorstellen kann. Danke, dass ihr so einen Löwenanteil dazu beigetragen habt!

Pamela