Geburtsberichte von Eltern

Zwei sehr unterschiedliche Geburten

Die Geburten unserer beiden Söhne habe ich sehr unterschiedlich erlebt.

Unser erster Sohn ist im Klinikum geboren. Mein Mann und ich hatten am Geburtsvorbereitungskurs und am Informationsabend im Geburtshaus teilgenommen, dennoch hatten wir uns frühzeitig für eine Geburt im Krankenhaus entschieden: Im Rahmen einer Pränataldiagnostik war festgestellt worden, dass unserem Sohn eine Niere fehlt, deshalb musste unser Kind direkt nach der Geburt von Spezialisten im Krankenhaus untersucht werden.

Geburt im Klinikum

Pünktlich am errechneten Geburtstermin setzten die Wehen ein. Ich hatte Angst vor der Geburt und war sehr aufgeregt. Die diensthabende Hebamme im Klinikum war sehr freundlich und versuchte, mich gut zu unterstützen, allerdings hatte sie wenig Zeit, weil sie für mehrere gleichzeitige Geburten in den verschiedenen Kreissälen verantwortlich war. Auf meinen Wunsch hin durfte ich einen Kreissaal mit Badewanne nutzen. Im Wasser fühlte ich mich besser, wusste jedoch nicht, wie ich dieses einsetzen könnte, um die Geburt zu erleichtern. An die nächste Zeit im Kreissaal erinnere ich mich nicht mehr genau, weiß aber noch, dass das Licht dort mich blendete und Schichtwechsel beim Personal erfolgte. Nach einigen Stunden war ich sehr erschöpft. Die nun diensthabende Hebamme bot mir eine Periduralanästhesie an und ich willigte ein.

Erschöpft und betäubt

Mit der Betäubung spürte ich die Wehen überhaupt nicht mehr. Das war für den Moment auch sehr hilfreich: Mein Mann und ich konnten sogar ein paar Stunden im Kreissaal schlafen. Allerdings geriet ohne die Kraft der Wehen der Geburtsfortschritt ins Stocken. Ich hatte das Gefühl, mich aufrichten zu wollen, allerdings machte das mein Kreislauf wegen der PDA nicht mehr mit. Unser erster Sohn kam letztlich nach 26 Stunden unter Einsatz einer Saugglocke zur Welt. Deshalb wurde ein Dammschnitt nötig. Dieser wurde meiner Erfahrung nach weder gut durchgeführt noch gut vernäht, denn er bereitete mir noch längere Zeit danach Probleme. Die Versorgung und fachgerechte Untersuchung unseres Sohnes nach der Geburt im Klinikum waren hervorragend. Die Nachsorge zuhause übernahm eine Hebamme des Geburtshauses zu meiner vollsten Zufriedenheit.

Die zweite Schwangerschaft

Als ich zwei Jahre später mit unserem zweiten Sohn schwanger war, nahm ich gleich wieder Kontakt mit „meiner“ Hebamme auf. Wir vereinbarten Vorsorgetermine. Im siebten Monat der Schwangerschaft schmerzte mein Ischiasnerv stark. Auf Anraten von meiner Hebamme ließ ich mich osteopathisch behandeln, was die Beschwerden schon nach einer Sitzung linderte. Die Schwangerschaft verlief ansonsten sehr gut. Auch eine Pränataldiagnostik ergab keine Auffälligkeiten. Bei einem Vorsorgetermin beim Frauenarzt erfuhr ich, dass das Kind gut entwickelt und groß sei.

Üben mit YouTube

Der bevorstehenden Geburt sah ich nicht gerade gelassen entgegen. Meine Hebamme riet mir daraufhin, mich mittels Atemtechniken intensiv darauf vorzubereiten. Den Rat nahm ich an. Da wegen der Corona-Pandemie keine Kurse angeboten wurden, übte ich mit dem YouTube-Kanal „Friedliche Geburt“ von Kristin Graf die restlichen Wochen bis zur Geburt regelmäßig, mich zu entspannen und auch in Stresssituationen bei einem ruhigen Atemtempo zu bleiben. Ich fühlte mich optimal auf die Geburt vorbereitet. Als meine Hebamme mir bei einem Treffen anbot, im Geburtshaus zu entbinden, fühlte es sich genau richtig für mich an. Mein Mann war auch gleich einverstanden und wir trafen die nötigen organisatorischen Vorbereitungen. Ich war mir sicher, dass auch unser zweites Kind „pünktlich“ geboren werden würde.

Warten

Es ließ allerdings auf sich warten. Ab dem Entbindungstermin nahm ich tägliche Kontrollen im Geburtshaus wahr. Es kamen immer wieder „flache“ Wehen, alles war in Ordnung. Nach einer Woche des Wartens wurde ich nervös, weil eine Entbindung im Geburtshaus nur bis 14 Tage nach dem errechneten Geburtstermin möglich ist. In Absprache mit meiner Hebamme gab es wehenfördernde Hausmittel und Akkupunktur.

Die Wehen beginnen

Am letzten Tag der vierzehntägigen Frist wussten wir, dass nun unser Sohn nachts im Geburtshaus kommen oder am nächsten Tag im Krankenhaus „geholt“ werden würde. Nachts um drei Uhr setzten endlich „richtige“ Geburtswehen ein. Nach einer Stunde kamen diese in kurzen Abständen und ich wählte die Nummer unserer Hebamme, während ich mittels der erlernten Methode die stärker werdenden Wehen veratmete. Mein Mann organisierte inzwischen die Betreuung unseres älteren Sohnes. Unsere Hebamme kam innerhalb weniger Minuten zu uns nach Hause und wich von da an nicht mehr von meiner Seite. Sie stand hinter mir, massierte mein Kreuzbein und gab mir Tipps, wenn es nötig war. Bei uns zuhause sorgte sie für gedämpftes Licht und organisierte zusammen mit meinem Mann ruhig unsere Ankunft im Geburtshaus.

Badewanne mit Kerzenlicht

Die Räume des Geburtshauses waren nur von Kerzenlicht erhellt. Eine zweite Hebamme und eine Hebammen-Studentin kamen hinzu, um zu unterstützen. Beide hatte ich bereits im Vorfeld kennengelernt. Ab und an hörte die 2. Hebamme an meinem Bauch die Herztöne des Kindes. Die Hebammen-Studentin reichte mir mit einem Strohhalm in den Wehenpausen eine Fruchtschorle. Unsere Hebamme leitete mich in die Badewanne, mein Mann ermutigte mich. In der Badewanne bekam ich ein Luftkissen und kurze Hinweise, welche Position jeweils am geeignetsten sei, damit sich das Kind im Geburtskanal gut drehen konnte.

Eine wunderschöne Erfahrung

Die Wehen waren schmerzhaft, aber mit der erlernten Entspannungstechnik konnte ich sie gut aushalten. Mit dem Verlassen der Wanne trat ich in die letzten Phasen des Geburtsprozesses ein. Die Wehenpausen wurden nun sehr kurz. Im Vierfüßlerstand durfte ich mitpressen. Für die letzte Wehe wurde der Geburtshocker eingesetzt und gegen 6:00 Uhr war unser zweiter Sohn geboren. Nach nur zwei Stunden! Für mich war diese Geburt eine wunderschöne Erfahrung! Während mich meine Hebamme versorgte, wurde der „Kleine“ von den anderen Hebammen und meinem Mann vermessen: Unser Baby überraschte uns mit einem Gewicht von deutlich über 5 kg und einer Größe von 62 cm.

Vielen Dank, liebes Hebammenteam, dass ihr mir diese Erfahrungen ermöglicht und uns als Familie so gut begleitet habt!

Rebecca