Geburtsberichte von Eltern

Fürsorge, Geduld und Aufmerksamkeit

Die Entscheidung, die Geburt unseres Kindes in einem Geburtshaus zu erleben, war für uns ein bewusst gewählter Schritt in Richtung einer natürlichen und selbstbestimmten Geburt. Von Anfang an fühlten wir uns in der familiären Atmosphäre des Geburtshauses gut aufgehoben und unterstützt. Die enge Betreuung durch das Hebammenteam gab uns nicht nur Sicherheit, sondern auch die Freiheit, den Geburtsprozess in einem für uns angenehmen und ruhigen Umfeld zu durchleben. In diesem Bericht möchten wir unsere positiven Erfahrungen teilen, um anderen werdenden Eltern Mut zu machen und zu zeigen, wie schön und kraftvoll eine Geburt im Geburtshaus sein kann:

Geburtsbeginn

Am Abend des 10.03.2024 begann alles ganz entspannt. Wir schauten noch einen Film und gingen dann zu Bett. Während Papa schnell einschlief, lag ich noch wach im Bett – etwas, das mir in der Schwangerschaft vertraut war. Um 22:30 Uhr überraschte mich ein plötzliches Platzen der Fruchtblase, ohne jegliche Vorwarnung. Ich weckte Papa und bat ihn, mir ein Handtuch zu bringen. Es dauerte ein wenig, bis er verstand, was geschehen war, doch dann stand er sofort bereit. Ich fühlte mich erleichtert, als ich sah, dass das Fruchtwasser klar war. Allerdings hatte ich noch keine Wellen.

Da es noch relativ früh am Abend war, entschieden wir, unsere Wochenbetthebamme und Freundin zu kontaktieren, um eine Einschätzung zu bekommen. Sie kam gegen 23:00 Uhr und stellte fest, dass der Muttermund bereits 2 cm geöffnet war und sie deine Haare fühlen konnte. Sie massierte den Muttermund sanft, um die Wellen anzuregen, und überprüfte deine Herztöne. Alles war in bester Ordnung, was uns sehr beruhigte. Kurz nachdem sie wieder gegangen war, setzten die Wellen ein.

Ich machte es mir auf dem Sofa gemütlich und begann, die Wellen zu genießen. Sie waren gut erträglich, und ich war erleichtert, endlich etwas zu spüren. Gegen Mitternacht kam dein Bruder ins Wohnzimmer, zuerst schlecht gelaunt, weil er allein im Bett lag, aber als er hörte, dass die Fruchtblase geplatzt war, strahlte er vor Freude. Es war ein so schöner Moment, den wir alle zusammen erlebten, bevor wir entschieden, deinen großen Bruder zu Omi und Opi zu bringen.

Der Weg ins Geburtshaus

Als Papa zurückkam, setzten wir uns gemeinsam auf das Sofa. Obwohl wir die Möglichkeit gehabt hätten, noch etwas zu schlafen, waren wir beide zu aufgeregt. Papa begann, die Abstände und Dauer der Wellen zu messen, während ich mich mit geschlossenen Augen ganz dem Gefühl hingab. Gegen 02:15 Uhr riefen wir die diensthabende Hebamme an, die uns riet, uns auf den Weg ins Geburtshaus zu machen. Nicht zuletzt, weil wir etwas Sorge wegen der doch recht langen Anfahrtszeit von 1 Stunde hatten.

Die Fahrt war entspannt, und dank der Hypnose der „Friedlichen Geburt“ konnte ich das Außen gut abschalten und die Zeit verging für mich wie im Flug. Als wir um 03:30 Uhr im Geburtshaus ankamen, wurden wir von unserem Hebammenengel herzlich begrüßt. Der Raum war wunderschön mit Kerzenlicht ausgeleuchtet, was mich sofort entspannen ließ.

Ankommen im Geburtshaus

Die Hebamme schlug vor, zunächst ein CTG zu schreiben, um die Herztöne des Babys zu überprüfen. Wir machten es uns beide auf dem Bett gemütlich, während sie das CTG anlegte. Nach einer Weile nahm sie es wieder ab und bot an, mich zu untersuchen, um dann gemeinsam zu besprechen, wie es weitergeht. Die Untersuchung verlief ruhig, und sie entschied sich, den Befund erst einmal für sich zu behalten, was mir ein Gefühl von Gelassenheit gab. Ich fühlte mich gut betreut und hatte kein Bedürfnis nachzufragen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass mein Muttermund bei meiner Ankunft erst 4 cm geöffnet war. Danach schlug die Hebamme vor, dass wir uns alle noch einmal hinlegen sollten, um Kraft zu tanken. Sie würde dann in zwei Stunden gegen 06:00 Uhr wiederkommen, um mich erneut zu untersuchen.

Die Wellen werden stärker

Gegen 5:40 Uhr riefen wir die Hebamme früher zurück, da die Wellen immer stärker wurden. Sie bereitete ein Bad für mich vor, doch bevor ich es nutzen konnte, spürte ich plötzlich einen starken Druck nach unten.

Die Hebamme reagierte schnell und leitete mich an, mich in den Vierfüßlerstand vor dem Bett zu begeben. Der Muttermund war hier 8 cm geöffnet und ich durfte mich daher dem Bedürfnis, zu pressen, noch nicht hingeben. Dies fiel mir sehr schwer. Um 05:55 Uhr kamen die zweite Hebamme und die Hebammenstudentin dazu. Alle waren unglaublich fürsorglich und erklärten mir jeden ihrer Schritte im Voraus. Die Atmosphäre war gemütlich, und locker, was mir ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gab. Die zweite Hebamme hörte zwischendurch mit dem Dopton die Herztöne ab, aber das geschah dezent und nur so oft wie nötig, ohne mich zu stören. Sie unterstützten mich bei der Atmung, atmeten sogar mit mir, was mir sehr half. Auch dein Papa war eine große Hilfe – mein Kopf ruhte auf seinem Schoß, und seine Massagen beruhigten mich. Ich wusste, dass er voll und ganz für mich da war.

Dann schlug die Hebamme vor: „In der nächsten Pause, dreh dich einmal um und geh in die tiefe Hocke.“ Das war sehr anstrengend für mich, aber mit der Unterstützung von allen konnte ich meine ganze Kraft mobilisieren und es schaffen. Ab diesem Moment musste Papa mich halten, und ich ließ mich richtig in seine Arme fallen – er hat mir später erzählt, wie intensiv diese letzte Phase auch für ihn war.

Die Geburt

Nun durfte ich endlich mitschieben, was mir viel leichter fiel, und ich war erleichtert, aktiv mithelfen zu können. Ich durfte noch einmal deinen Kopf fühlen und spürte, dass du nicht mehr weit entfernt warst. Das gab mir einen unglaublichen Energieschub. Schließlich kamst du um 06:18 Uhr kraftvoll mit deinem Köpfchen zur Welt, und dein Körper folgte leicht mit der nächsten Welle. Dies war so ein unvergessliches Gefühl – so kraftvoll und wunderschön.

Du blicktest mir direkt in die Augen, und in diesem Moment war ich unendlich dankbar für dieses Wunder. Papa durchtrennte die Nabelschnur, und wir hatten Zeit, uns als kleine Familie zu dritt in Ruhe kennenzulernen. Nach einer Weile kamen die Hebammen für die Plazentageburt wieder.

Nach der Geburt

Die Hebammen kümmerten sich sorgfältig um mich und untersuchten sanft nach der Geburt, ob alles in Ordnung war. Obwohl ich einen Dammriss und eine Schürfung hatte und genäht werden musste, verlief alles viel besser als erwartet. Die Hebamme führte das Nähen mit einer so beruhigenden und einfühlsamen Art durch, dass ich mich trotz meiner anfänglichen Ängste und der weniger guten Erfahrung bei meiner ersten Geburt sicher und gut aufgehoben fühlte. Die Hebamme führte anschließend die erste Untersuchung (U1) bei dir durch, und es war alles in bester Ordnung. Alles verlief wunderbar, und fünf Stunden nach unserer Ankunft im Geburtshaus fuhren wir überglücklich nach Hause.

Zu Hause warteten Omi, Opi und dein Bruder schon sehnsüchtig auf uns. Dein Bruder war sofort hin und weg von dir, seiner kleinen Schwester, und der stolzeste große Bruder, den man sich vorstellen kann. Wir alle waren überglücklich und konnten kaum glauben, dass wir diese wunderschöne Geburt erleben durften. Die Erinnerungen daran begleiten uns bis heute und erfüllen uns immer wieder mit tiefer Dankbarkeit.

Und nun noch ein paar Worte des stolzen Vaters:

Die Geburt im Geburtshaus war für mich als Vater eine der intensivsten und schönsten Erfahrungen meines Lebens. Von Anfang an wurde ich voll mit einbezogen und das gab mir das Gefühl, wirklich Teil des Prozesses zu sein. Es war beruhigend zu spüren, dass meine Anwesenheit geschätzt wurde, und ich nicht nur als Begleitung, sondern als wichtiger Teil der Geburt gesehen wurde. Es war kein Vergleich zu den Erfahrungen, die ich bei der ersten Geburt in einer Klinik gemacht habe, wo ich mir eher überflüssig vorkam. Die Hebammen gaben mir Aufgaben, zeigten mir, wie ich meine Frau unterstützen konnte, und standen uns beiden mit Rat und Tat zur Seite.

Ich konnte sehen, wie sehr meine Unterstützung meiner Frau half – ob es nun das Halten in der letzten Phase der Geburt war, die Massage, die ich ihr gab, oder einfach das Dasein in diesen intensiven Momenten. Es war eine unglaublich verbindende Erfahrung für uns beide. Ich fühlte mich dieses Mal nicht überflüssig, sondern im Gegenteil: Ich spürte, dass auch ich eine wichtige Rolle in diesem besonderen Ereignis hatte.

Für mich war es ein unvergessliches Erlebnis, und ich möchte andere Väter dazu ermutigen, sich ebenfalls aktiv einzubringen. Es fühlt sich gut an, zu wissen, dass man in einem so bedeutsamen Moment helfen und unterstützen konnte. Die Geburt ist nicht nur ein Moment für die Mutter, sondern auch für den Vater eine Chance, sich emotional und körperlich einzubringen und die Bindung zu seiner Partnerin und dem Kind zu stärken.

Dankbarkeit

Ein besonders herzlicher Dank gilt den wunderbaren Hebammen im Geburtshaus. Von der ersten bis zur letzten Minute waren sie eine unschätzbare Unterstützung für uns. Ihr Einfühlungsvermögen, ihre Ruhe und ihre fachliche Kompetenz haben uns durch diese besondere Nacht getragen. Sie haben nicht nur sicher dafür gesorgt, dass alles reibungslos verläuft, sondern auch eine Atmosphäre geschaffen, in der wir uns geborgen und verstanden fühlten. Besonders beeindruckend war, wie sie in den intensivsten Momenten die richtigen Worte fanden und uns das Gefühl gaben, in den besten Händen zu sein.

Ihre Fürsorge, Geduld und Aufmerksamkeit haben maßgeblich dazu beigetragen, dass wir diese Geburt als ein so positives und schönes Erlebnis in Erinnerung behalten. Wir sind unendlich dankbar für die liebevolle Begleitung auf diesem besonderen Weg und wissen es sehr zu schätzen, dass sie uns diese intime und kraftvolle Geburt ermöglicht haben. Herzlichen Dank für alles, was Ihr für uns und unsere Familie getan habt!

Anna-Maria & Andi mit Leni Marie