Geburtsberichte von Eltern

Eine ganz neue Erfahrung beim zweiten Kind

Die Geburt unseres zweiten Sohnes …hätte gar nicht anders sein können: Beim Ersten haben wir über 24 Stunden Wehen veratmet und am Ende mit PDA und Wehentropf das Baby auf die Welt gezwungen. Es war anstrengend, ernüchternd und nicht schmerzfrei, sondern eher emotionsfrei (als hätte die PDA auch was in meinem Kopf betäubt). Die zweite Geburt war anders! Es war anstrengend und auch nicht schmerzfrei, dafür aber sehr intensiv, euphorisierend und ganz besonders! Und das lag maßgeblich daran, dass ich von Beginn der Schwangerschaft bis nach der Geburt im Geburtshaus begleitet wurde.

Die Schwangerschaft Die zweite Geburt sollte anders werden und dafür ins Geburtshaus zu gehen war die beste Entscheidung überhaupt! Vorsorgen, Vorbereitungskurs, Geburt, Rückbildung – immer waren dort die gleichen Hebammen, das heimelige Ambiente, die vertrauten anderen Mamis, das hat die Schwangerschaft und die Zeit danach sehr positiv geprägt. Die Vorsorgen bei der Frauenärztin waren diesmal sehr lästig, ich fühlte mich kontrolliert und bevormundet.

Der Austausch mit unterschiedlichen Hebammen im Geburtshaus schaffte da einen guten Gegenpol. Sie bestätigten meine Intuition, erklärten wann Nahrungsergänzungen/ Medikamente wirklich nötig waren und schafften Vertrauen, dass Mama, Baby und Ernährung zusammen viel möglich machen. Besonders hilfreich fand ich auch die Beckenbodenbehandlungen (Faszien-Massage) bei Angelika/Andrea, die Muskelschmerzen im letzten Schwangerschafts-Trimester linderten, das Baby zum Drehen animierten (nach 34. Woche) und schließlich auch den Weg für eine schnelle Geburt geebnet haben!!

Da die Geburt unseres ersten Sohnes eingeleitet wurde und ich in der zweiten Schwangerschaft wieder über dem Termin war, machte ich mir Gedanken, ob mein Körper überhaut von selbst Wehen erzeugen und das Kind selbst den Start geben könnte. Aber die 14-Tage-Frist des Geburtshauses und die Ermutigung durch die Hebammen ließen mich schließlich in einer tiefen inneren Gewissheit, dass es eine natürliche Geburt ohne Einleitung im Geburtshaus werden würde. Die Geburt 4 Tage nach dem ET knackte es nachts um 3:00 in meinem Bauch und nach einer Weile setzen die Wehen ein (die Fruchtblase war geplatzt, wie sich nach einer Stunde herausstellte).

Bis um 7:00 konnte ich die Wehen gut veratmen, alles für den Tag vorbereiten und meine Familie schlafen lassen. Dann habe ich alle geweckt: Mann, Kind, Mama (als Babysitterin) und Hebamme und um 8:00 waren wir im Geburtshaus. Durch den Stress der vergangenen Stunde waren die intensiven Wehen, die alle 4 Minuten kamen, aber wieder abgeflacht. Im Geburtshaus haben wir dann alle Werte kontrolliert und sind nach einer Stunde wieder raus – erst spazieren und dann doch wieder nach Hause. Aber kaum waren wir da, waren die Wehen so stark und in kurzen Abständen wie morgens.

Nach einer Stunde Atmen und Tönen fuhren wir zurück ins Geburtshaus. Dort ging alles recht schnell. Während die Wanne mit Wasser gefüllt wurde, versuchte ich irgendwie zwischen den sehr kurzen Wehenpausen aus der Kleidung zu kommen. Dann bin ich in die Wanne und innerhalb einer knappen Stunde war der Muttermund vollständig. Die Wehen waren sehr intensiv, aber ich habe keine einzige alleine veratmet: Hebamme, Studentin und Ehemann- irgendjemand hat immer mit mir geatmet. Schließlich halfen die Hebammen noch, den Saum über das Köpfchen zu schieben, was wirklich schmerzhaft war, aber dann spürte ich schon den kleinen Kopf zwischen den Beinen. In der Wanne hatte ich nicht genug Halt, um mitzuschieben, deshalb sind wir auf die Matte vor dem Bett gewechselt.

Vor meinem Mann kniend und mich in seinen Gürtel krallend (hier hatte ich Halt!) konnte ich nun richtig mitschrieben. Die ersten beiden Wehen schob ich noch sehr zögerlich, in meinem Kopf war die Angst, zu sehr zu reißen. Obwohl es meine zweite Geburt war, wusste ich nicht so richtig, was auf mich zukam, denn bei der ersten habe ich durch die PDA kaum etwas gespürt. In einem kurzen, ganz klaren Moment sagte mir: Du hast doch keine Wahl, das Kind muss jetzt raus und zwar hier, egal ob du dabei total kaputt gehst oder nicht. Und in der nächsten Wehe kam der Kopf und in der darauffolgenden der Körper. Die leitende Hebamme gab mir zwischendurch immer noch Turnanweisungen, rechtes Bein aufstellen, dann linkes.

Und dann fragte sie, ob ich den Körper meines Babys selbst auffangen wollte. Ich konnte nicht, wollte mich an meinem Mann festhalten und das war total in Ordnung. Sie nahm den kleinen Körper entgegen und legten ihn vor mich auf die Matte. Nichts war verletzt, der Damm vollkommen intakt und auch sonst hatte ich kaum Blut verloren. Auch bei der Plazenta-Geburt kam kein Blut mehr – die Hebamme erklärte mir, dass mein Körper so auf meinen schlechten Eisenhaushalt reagierte.

Die drei Stunden im Geburtshaus nach der Geburt waren sehr schön, vertraut und gut begleitet. Das erste Stillen (was beim großen Sohn mehrere Wochen lang schwierig war) wurde so lange unterstützt, bis es schließlich klappte (ich hatte schon aufgeben wollen). Diese intensive und gute Betreuung war maßgeblich für unseren Start als Familie und den Start ins Wochenbett!! Das Wochenbett Mein Wochenbett war großartig!

Ich glaube die gute Begleitung in der Schwangerschaft, das positive Geburtserlebnis und die ersten gemeinsamen Stunden im Geburtshaus hatte einen starken Einfluss auf das Wochenbett und die positiven („Erfolgs-“)Erlebnissen hatten Einfluss auf meine emotionale Stabilität während des Wochenbetts (#Wochenbettdepression/ Heultage). Ich hatte mir vorgenommen mindestens zwei ganze Tage im Bett zu bleiben (trotz Geschwisterkind) und das kam mir sehr lange vor.

Aber als ich das nach der Geburt stolz der Hebamme mitteilte, sagte sie mir 10 TAGE(!) sollte ich liegen! Ich war kurz geschockt und dachte noch, das kann sie unmöglich ernst meinen, aber irgendwie sollte das gut sein für das emotionale Befinden, das Ankommen, den Milcheinschuss und auch für „Rückbildung“ der gedehnten Muskeln. Schon einen Tag nach der Geburt konnte ich spüren, dass sich bis auf eine leichte Schwellung des Damms, alles „normal“ anfühlte und äußerlich zurückgebildet hatte. Ich habe mir echt Mühe gegeben und bin erst am vierten Tag einmal zum Mittagessen aufgestanden.

Das habe ich die nächsten Tage auch noch so gemacht und 7 Tage nach der Geburt bin ich dann wirklich raus aus dem Bett und habe den Tag (abgesehen von zwei Nickerchen, die ich mit dem Baby zusammen im Bett verbracht habe) eher auf dem Sofa und auf dem Boden spielend verbracht. Diese 1-2 Schlafzeiten und Liegezeiten am Tag habe ich dann noch einige Wochen weiter genossen und habe parallel mit leichten Atemübungen begonnen, den Beckenboden im Liegen zu trainieren.

Wirklich schwierig fand ich, mich immer nur über die Seite aufzurichten. Das ging im Bett nicht gut (mit Baby auf dem Arm schon gar nicht) und auch in meinem Lieblings-Stillsessel musste ich lange rumprobieren, bis ich einen Weg gefunden hatte, um nicht die geraden Bauchmuskeln zu beanspruchen (kleiner Tipp – einfach mal während der Schwangerschaft die potentiellen Still-Orte austesten: Wie kann man sich gut setzen, kommt man alleine wieder hoch? Hat man Platz für das Stillkissen? Ist das Stillkissen hoch genug, dass das Baby auch an die Brust kommt oder braucht man ggf. noch mehr, bzw. muss die Beine anstellen?

Ist der Ort auch mit Schmerzen von möglichen Geburtsverletzungen noch gemütlich?) Ich habe drei Wochen lang auf den/die Heultage gewartet – sie kamen nicht! Obwohl ich mich sehr fit gefühlt habe und keine Geburtsverletzungen hatte, bin ich, solange mein Rücken es aushalten konnte, im Bett geblieben und habe viel geschlafen (Besuch wurde von meinem Mann betreut und gekocht habe ich auch die ersten Wochen nicht selbst). Im Vorfeld hätte ich mir das nicht vorstellen können und es hat mich teilweise echt mental Kraft gekostet, das so durchzuziehen, aber es ging mir dadurch richtig gut: Ich hatte nicht wie beim ersten Kind tagelang viel zu viel Milch nach dem Milcheinschuss, unser Sohn war sehr entspannt und hat schnell alleine in seinem Beistellbett geschlafen und konnte auch alleine einschlafen.

Im Rückbildungskurs (3 Monate nach der Geburt) haben wir dann festgestellt, dass ich GAR KEINEN Spalt (Rektusdiastase) zwischen den Bauchmuskeln hatte! Beim ersten Kind war ich so euphorisch, wollte jeden Moment auskosten, meinem Umfeld und mir beweisen, wie toll ich alles mache. Das würde ich nicht mehr machen, nachdem ich dieses zweite Wochenbett so anders erlebt habe. Ich bin den Hebammen aus dem Geburtshaus so dankbar für die gute Beratung und Begleitung und wünsche allen Mamis, die gerade schwanger sind, dass sie sich frei machen von Ansprüchen und das Wochenbett wirklich zelebrieren – am Ende profitieren alle davon: Mama, Baby und die ganze Familie!

😊 Josi Kümmling