Geburtsberichte von Eltern

Bei dem dritten Kind ist es wieder ganz anders…

…das sagte mir sowohl meine Nachsorgehebamme, als auch die Hebammen im Geburtshaus während der Vorsorgen. Ich bin in meiner 3. Schwangerschaft durch einen Podcast auf die Idee gekommen ins Geburtshaus zu gehen, anstatt wie die beiden Male davor in die Uniklinik. Jetzt habe ich mich bereit dafür gefühlt, denn ich wollte ohne Medikamente, möglichst selbstbestimmt und natürlich die Geburt erleben. Außerdem wünschte ich mir eine permanente 1:1 Betreuung durch eine Hebamme. Ich lernte bei allen Vorsorgen die Hebammen kennen, die für mich im Geburtsmonat August in Frage kamen. Von jedem Vorsorgetermin ging ich mit einem super Gefühl nach Hause denn ich habe mich rundum wohl und gut aufgehoben gefühlt. Einmal hatte ich sogar die beiden großen Brüder mit, die fanden es auch sehr spannend und wurden ganz toll integriert. Wehen hatte ich immer mal wieder, aber an diesem Freitag schien es zum ersten mal ernster zu werden, 7 Tage vor ET.

Als ich nach viel Wehen ab Abend und in der Nacht um 2.30 Uhr sagte, wir rufen jetzt an und fahren hin, waren die Wehen plötzlich wieder weg. Von jetzt auf gleich. Samstag verhielt sich ebenfalls alles ruhig und Sonntag begann es wieder, sodass wir Montag früh um 2 Uhr in Geburtshaus anriefen und uns für 3 Uhr dort verabredeten. Dort wurden wir unfassbar herzlich und gemütlich empfangen. Im Geburtsraum brannten Kerzen, die Salzlampe war an und das große Licht war aus. Wir schrieben völlig entspannt auf dem Pezziball ein CTG, hin und wieder musste ich Wehen veratmen. So richtig vorwärts ging es nicht und der Muttermund war erst bei 1 cm. Wir entschieden dort ein paar Stündchen zu schlafen (oder es zu versuchen) und dann weiterzusehen. Letztendlich sind wir erstmal wieder nach Hause.

Ich war dann bei meiner Nachsorgehebamme zur Akupunktur und die riet mir wieder ins Geburtshaus zu fahren, da ich ordentlich Wehen hatte und es bei der 3. Geburt dann auch einfach sehr, sehr schnell gehen kann (wir brauchten von zuhause ca. 25-30 Minuten, je nach Verkehr). Gesagt getan, wir fuhren wieder hin. Den ganzen Tag über haben wir einiges versucht: Wanne, spazieren, diverse Salze und Globuli, Massagen etc. Gegen 17 Uhr sind wir erneut nach Hause. Es war wie verhext, denn kaum zuhause angekommen, gingen die Wehen wieder los. Ich wehte die ganze Nacht bis Dienstag früh vor mich hin, als ich einen Anruf von Andrea aus dem Geburtshaus bekam. Sie wollte wissen wie die Lage war. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits zwei Nächte kaum geschlafen und war körperlich sehr erschöpft.

Sie sagte wir sollen kommen und Sie akupunktiert mich erneut und schaut nochmal nach meinem Becken. Anschließend übernahm Maria uns. Wir besprachen uns, Maria untersuchte mich und der Muttermund war bei 4 cm. Ich weiß noch genau, dass Maria sagte „dann bekommen wir heute ein Kind zusammen“ – es ging es also wirklich los. Wir bekamen wieder Pülverchen mit und gingen in den Schwanhof „spazieren“. Ich merkte allerdings schon, dass ich mich nicht allzu weit entfernen wollte. Kurz darauf sage ich zu meinem Mann, dass es langsam ernst wird, und dass ich gerne hoch möchte in die Wanne. Es wurde Wasser eingelassen und ich lag in der Wanne. Mein Mann machte auf der Musikbox noch Entspannungsmusik an. Ich war so müde, dass ich in den Wehenpause kurz schlief.

Es tat gut und ich konnte die Wehen gemeinsam mit Maria und der Hebammenstudetin gut veratmen. Ich merkte es wurde immer intensiver, der Druck wurde größer und ich wurde lauter beim veratmen. Eine Hand hielt mein Mann und die andere die Hebammenstudentin. Kurz nach 13 Uhr wurde es dann ziemlich heftig mit den Wehen. Ich fragte Maria wie lange es noch dauern würde, wohlwissend, dass Sie mir das natürlich nicht sagen konnte. Sie untersuchte mich erneut. wir waren bei 7 cm. Ich schaffte noch ein paar Wehen und dann kam ich in die „Ich kann nicht mehr, ich will eine PDA- Phase“. Darauf haben alle aber super reagiert, mir gut zugesprochen und mich weiter motiviert.

Als dann das Köpfchen immer tiefer rutschte und ich merkte, dass ich aus dieser Situation nicht mehr rauskam, überkam mich Angst und Panik machte sich in mir breit. Sie beschlossen die Position zu ändern (bislang lag ich auf dem Rücken) und ich kniete mich und stütze mich mit den Armen auf den Wannenrand. Dann ging es tatsächlich Schlag auf Schlag. Es dauerte nur 3 Presswehen, bis unser Sohn zischen meinen Beinen schwamm. Bei der ersten Wehe platzte die Fruchtblase, bei der zweiten kam der Kopf und bei der dritten der restlichen Körper. Die zweite Hebamme hat es gerade noch rechtzeitig in das Zimmer geschafft. Sie hat beruhigend auf mich eingeredet, da ich wirklich völlig im Tunnel war und sehr laut war. Ich weiß noch, dass ich mich selber erschreckt habe wie laut ich sein konnte, und gleichzeitig fand ich es faszinierend woher ich diese Energie noch nahm. Aber es passierte einfach.

Ich war die erste Person, die unseren Sohn in den Arm nahm und ihn berührte, das war ein toller Moment, den ich nie wieder vergessen werde. Es war eine absolut krasse Erfahrung und unbeschreiblich. Ich war einfach nur stolz auf mich, das Baby, meinen Mann, die Hebammen. Wir waren so ein gutes Team. Wir waren alle völlig geflasht wie schnell es dann letztendlich ging, obwohl es sich am Anfang so gezogen hatte. Und dann wusste ich auch warum die 3. Kinder es nochmal so spannend machen. Ich bin nach einem kurzen Kuscheln aus der Wanne raus ins Bett. Wir haben erst abgenabelt, als die Plazenta kurz danach geboren wurde und mein Mann ein Foto machen konnte, von dem Baby mit Nabelschnur und Plazenta. Danach wurden wir erstmal in Ruhe gelassen und haben einfach nur unser kleines Wunder begrüßt, gekuschelt und willkommen geheißen.

Ich wurde danach noch untersucht und bekam einen Cocktail, der mir wieder Energie geben sollte. Dann bekam Emil noch seine U1 und wir sind nach ca. 3 Stunden nach Hause. Ich bin dankbar für die Betreuung und all die lieben Worte und Taten die uns entgegen gebracht wurden. Obwohl mein Mann am Anfang von der Idee alles andere als begeistert war, fand er es eine gute Entscheidung. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Hebammen nicht wussten was Sie taten. Ich würde es jederzeit wieder so machen. Die Geburt war nicht mit denen im Krankenhaus zu vergleichen, es war alles viel ruhiger und entspannter. Besonders schön fand ich auch das Abschlussgespräch nach 6 Wochen, bei dem wir nochmal alles haben Revue passieren lassen. Ich bin ein bisschen wehmütig, dass diese besondere Zeit schon wieder vorbei ist. Ein riesengroßes DANKESCHÖN an all euch tollen Menschen im Geburtshaus, ihr macht einen so wertvollen Job!

Viele Grüße Frederike & der kleine Emil