Geburtsberichte von Eltern
Zu Fuß zur Geburt
Vorgeschichte
Es war uns wichtig, dass unser Kind das Licht der Welt im Geburtshaus-Marburg erblickt. Wir sind sehr froh, dass es die Möglichkeit gibt, begleitet von erfahrenen Hebammen in wohltuender Atmosphäre zu gebären.
Tag der Geburt
Sonntagmorgen haben wir es gemütlich angehen lassen. Ich hatte nachts noch Kekse und Lebkuchenherzen fertig gebacken. Mit Dattelsüße und allerlei leckeren Gewürzen, die ich sicherheitshalber erst wieder nahe um den errechneten Geburtstermin (ET) essen wollte. Davon hab ich dann aber doch schon mal genascht. Gedacht hatte ich sie für den Fall, dass wir zu weit über Termin kommen sollten. Aber es hieß ja, so etwas löst nur dann eine Geburt aus, wenn das Baby auch fertig ist. Wir sind danach zur Sauna in der Stadtmitte gefahren.
Los geht es – der Weg
Im Ruheraum habe ich ein Ziehen oder so ähnlich im vorderen Bauch gespürt, dass mich an den Beginn der Periode erinnerte und einige Male kam. Gefühlsmäßig hat das was mit mir gemacht. Weil es so anders war, als die Kontraktionen, die ich aus der Schwangerschaft kannte, dachte ich, wir gehen mal besser nach Hause. Da war es 18:00 Uhr. Das haben wir dann auch gemacht und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Das Auto fahren erschien mir nach drei Meter fahren als keine gute Idee, so habe ich es schnell wieder geparkt. Also sind wir von der Oberstadt ins Südviertel gelaufen.
Gut vorbereitet hatte ich den Rufbereitschaftszettel dabei. Sicherheitshalber haben wir Ute (unsere 1. Hebamme) angerufen. Sie meinte, wir sollten erst einmal nach Hause gehen. Ich könnte mich ruhig nochmal hinlegen. Dann würden wir sehen, ob es sich beruhigt oder weitergeht. In der Wohnung im 2. Stock waren die Wehen dann so, dass ich schon laut geworden bin. Nach Liegen war mir so gar nicht zumute, mehr danach im Geburtshaus zu sein. Ich stand vorgebeugt auf eine Kommode gestützt, mein Partner hat Ute angerufen und sie kam, wie vorher vereinbart.
Begleitet
Es tat sehr gut, daß Ute da war. Eine beruhigende Hand auf dem Arm bekam ich Tipps: langsamer atmen, durch die Nase ein, nicht so schrill werden, tiefere Geräusche machen.
Sie half mir auch eine neue Hose anzuziehen, dann ging es ins Geburtshaus, die beiden haben sich noch unterhalten, wie wir das am Besten machen, während ich einfach losgelaufen bin. In ein Auto einzusteigen erschien mir ebenso abwegig wie mich in ein Bett zu legen.
Ankommen im Geburtshaus
Dort durfte ich mir einen Raum für uns aussuchen. Es war Sonntagabend etwa 21:00 Uhr Uhr. Wir waren alleine da. Ich habe mich für das blaue Geburtszimmer mit Fenster zum Dammelsberg entschieden. Ich hatte mir fest vorgenommen, es langsam angehen zu lassen. Also erst spät pressen, damit ich heile bleibe. Morgens beim tiefen Hocken – von Hebamme Andrea zur Vorbereitung empfohlen – hatte ich noch gedacht, dass ich so ja einfach die ganze Geburt abwarten könnte. Nun war mir erst einmal eine Entleerung wichtig. Wie gut, daß es eine Toilette gab. Es kam aber kein Stuhlgang. Aber die Toilette als Platz zum Wehen veratmen war irgendwie gut. Man kann sich so schön links und rechts abstützen. Ute hatte auch keine Bedenken, dass das Kleine da kommen könnte. Sie erzählte mir später, dass da schon sichtbar Wellen durch den Bauch gingen und dass ich dann noch im Vierfüßlerstand war. Ich brauchte erstmal etwas Zeit zum Umgehen mit den Wehen, bevor ich bereit war zum Muttermund tasten lassen. Die Herztöne waren in Ordnung. Sie sagte öfter, dass mich das „Losgehen“ der Geburt ganz schön überrumpelt hat. Ich war wohl sehr unruhig. Ihre Art war wohltuend beruhigend, kompetent und präsent.
Auch meinte sie, ich solle mal vergessen, was ich zur „Sternguckerposition“ gelesen habe.
Und weiter gehts Richtung Geburt
Als Ute um 21:20 Uhr den Muttermund tastete, war er vollständig geöffnet. Ab und zu abgehendes Fruchtwasser war klar. Sie meinte, ich könnte ruhig schon mitschieben. So schnell war ich nicht. Ich hatte auch Angst mir weh zu tun. Habe eher „abgewartet“. In verschiedenen Positionen – stehend, im Vierfüßlerstand vorm Bett knieend und auf der Toilette – habe ich die hilfreichen Anregungen so gut es ging umgesetzt. Interessant, dass tiefere Töne nach unten öffnen helfen.
Mittlerweile waren erst mein Partner und dann auch Maja (unsere 2. Hebamme) dazu gekommen. So habe wir eine Zeit verbracht. Die Herztöne waren gut.
Irgendwann meinte Maja, ich werde nicht die ganze Geburt entspannt erleben können. Pressen gehört auch dazu. Da waren sich Ute und Maja einig. Sie meinten ein paar Mal pressen und das Kleine wäre da. So habe ich um zehn nach zehn dem Druck in der Wehe etwas nachgegeben bzw. mitgedrückt.
Geburt
Wir haben dann schließlich eine Position vor dem Bett eingenommen, in der mein Partner hinter mir saß und ich mich bei ihm abstützen konnte. Irgendwie so halb hockend / sitzend. Es war gar nicht so leicht in diese Stellung zu kommen. Ich dachte erst, „das geht nicht mich niederzulassen“. Habe es aber probiert und es ging.
Dann habe ich mitgedrückt. Auch wenn das eine Überwindung war, es ging. Und es ging wirklich gefühlt innerhalb von ein paar Mal. Erst kam der Kopf und dann der Körper. Es war sehr passend so zu dritt, eine prima Gebärposition für uns.
Um 22:48 Uhr war unser Sonntagskind dann da. Maja hat es mit ihren Händen empfangen.
Geschafft
Ich erinnere mich nicht so gut, wie ich aufs Bett kam. Sie haben mich seitlich gestützt. Da habe ich unser Baby dann zu mir auf die Brust bekommen. Klein und rührend lag es bei mir. Geschafft und erleichtert. Gesund. So haben wir uns zusammen ausgeruht.
Mir wurde irgendwann ziemlich kalt und schlotterig. Bevor ich sie zur U1 an Maja abgegeben habe, habe ich gesehen, dass wir eine Tochter bekommen haben. Wie schnell das ging. Auf einmal so real. Getrunken hat sie auch etwas. Aber sie hat nicht von alleine die Brust gesucht und gefunden. Da haben wir mitgeholfen, so etwa um 23:25 Uhr. Sie war rosig, „fit“ und reif geboren. Ganz zart sah sie aus.
Mein Partner hat sich dann die Plazenta (den Mutterkuchen) angeschaut. Er bekam auch erklärt, dass die Fruchtblase ganz normal geplatzt ist, weil es an der Zeit war.
Es tat sehr gut etwas warmes zu trinken zu bekommen – einen Tee mit Strohalm – und eine Banane zu essen. Die war noch vom Spaziergang am Morgen im Rucksack. Ich war heil geblieben, bis auf ein paar Schürfungen. Irgendwann war ich auch auf Toilette. (Das gehört dazu, bevor man gehen kann.) Das Zimmer war sehr gut gewählt gewesen. Meine Schamgrenze recht niedrig.
Meine Mutter sagte früher, ich habe ein „gebärfreudiges Becken“. Auch ich selber war schon relativ leicht und schnell (zu Hause) zur Welt gekommen. Erleichternd, dass sich das recht leichte Gebären wiederholt hat.
Und schon geht es nach Hause
Gegen ein Uhr nachts haben wir uns dann verabschiedet. Die beiden haben uns gratuliert. Als Ute mich umarmen wollte, bin ich aufgestanden und direkt danach wieder in die Knie gegangen. So stabil war mein Kreislauf dann doch noch nicht. Nach etwas sitzen ging es wieder.
Nun war dieser wesentliche Übergang durch. Eigentlich hatten wir eher nach ET mit ihr gerechnet. Bloß die Oma hatte mal gesagt, dass Kinder oft um Vollmond herum geboren werden. Ich hatte gar keine Zeit vorher nervös zu sein oder so. Das haben wir gut miteinander hinbekommen. Und die Begleitung von unseren Hebammen Ute und Maja war toll und hätte besser nicht sein können.
Wie schön, dass unsere Kleine nun da ist. Vielen Dank!
Miriam