Geburtsberichte von Eltern
Unser Geschenk zum Jahrestag
Zu Hause
Es ist 20:30 Uhr, ich habe seit 1 ½ Stunden alle 5 Minuten Wehen. Ich komme gut zurecht und wippe auf meinem Gymnastikball. Ist es Zeit die Hebamme anzurufen? Ja warum nicht. Anna-Lena hat Dienst. Ich hatte eine Vorsorge bei ihr und habe außerdem ihren Yogakurs besucht. Sie ist mir nicht fremd. Ich erzähle ihr alles und sie nimmt mich ernst. Erklärt mir aber auch, dass es sein kann, dass die Wehen aufhören. Wir besprechen, dass ich eine warme Dusche nehme und wir in Kontakt bleiben. Die Zeit vergeht schnell, es ist fast 22:30 Uhr und meine Wehen kommen alle 3-5 Minuten. Wir beschließen erneut mit Anna-Lena zu telefonieren. Da ich immer noch gut zurecht komme sage ich meinem Freund er soll sich schlafen legen. Keine halbe Stunde später kommen die Wehen heftiger und ich möchte sofort Betreuung haben.
Angekommen im Geburtshaus
Wir treffen uns um 23:45 Uhr im Geburtshaus. Wir dürfen uns das Zimmer aussuchen. Ich wähle das orangene Zimmer, eine für mich warme entspannte Farbe. Ich bin sehr aufgeregt und angespannt. Anna-Lena untersucht mich und gibt mir Buscupan. Der Muttermund ist 2cm offen. Puh, das wird noch ein ganzes Stück Arbeit, aber ich versuche meinem Körper zu vertrauen. Ich möchte gerne in die Wanne und das war eine gute Entscheidung. Das warme Wasser tut mir gut, ich kann entspannen und verbringe so eine ganze Zeit darin. Irgendwann muss ich zur Toilette. Mein Freund holt Anna-Lena und sie zeigt mir wo diese ist. Die Wehen sind stark, fühlen sich an wie Wellen. Mein Partner unterstützt mich gut, wir sind ein gutes Team. Ich bin frei in dem was ich tue, Anna-Lena sagt immer wieder wie gut ich die Wehen veratme. Ich stütze mich an meinem Partner ab und verbringe einige Zeit auf dem Gymnastikball. Die Wehen ziehen mir sehr in den unteren Rücken. Anna-Lena massiert mich. Ihre warmen Hände tun gut. Sie schlägt mir vor mich hin zu legen und aus zu ruhen. Es fällt mir wirklich schwer zu liegen. Ich versuche es und höre eine Meditation. Die nächsten Wehen kommen noch kräftiger als zuvor. Ich schrecke auf und es passiert, meine Fruchtblase ist geplatzt. Ich bin verwirrt und erschrocken, kann es gar nicht begreifen. Anna-Lena und mein Freund beruhigen mich. Ich realisiere jetzt erst richtig, dass die Geburt ihren Lauf nimmt und sammle meine Kräfte. Die Wehen kommen sehr schnell hintereinander, ich schimpfe über die fehlenden Pausen von denen immer alle sprechen. Ich hatte im Vorfeld einer Hebammen-Schülerin erlaubt die Geburt zu begleiten. Diese wurde nach meinem Blasensprung informiert und kam schließlich zu uns.
In der Wanne
Ich äußerte erneut den Wunsch in die Wanne zu gehen, in der Hoffnung die Wehen so besser aushalten zu können. Die Schülerin bereitete alles vor und Anna-Lena untersuchte mich erneut. 8 cm. Das erleichterte mich sehr, es tut sich was. Das Wasser tut mir wieder sehr gut. Ich merke aber schnell, dass der Druck nach unten stark zunimmt. Ich äußere es mehrfach. Es drückt unglaublich. Ich gebe in den nächsten Wehen einen Ton von mir, von dem ich selbst erschrocken war. Auch Anna-Lena reagierte darauf und untersuchte mich erneut. Sie muss Andrea anrufen, unser Baby kommt gleich. Wow. Die Wehen sind nun so stark, dass ich mich ganz auf mich konzentrieren muss. Ich nehme wahr, dass Andrea eintrifft und sie erklärt mir, dass ich all meine Kräfte gleich brauche und mich versuchen soll zu ruhen.
Mir ist in einem Moment warm und im nächsten kalt, ich gebe meinem Freund eine Anweisung nach der anderen und brauche ihn. Ich muss mich so sehr auf mich konzentrieren, dass ich um mich kaum etwas wahrnehmen kann. Der Druck nach unten wird immer größer und es fällt mir sehr schwer dem nach zu geben. Ich merke, dass die Wanne mir nicht mehr gut tut und auch die Hebammen schlagen vor raus zu kommen. Ich soll nochmal zur Toilette gehen. Es fällt mir sehr schwer in den kurzen Wehen Pausen aus der Wanne zu steigen und zur Toilette zu laufen. Ich kann während den Wehen nicht sitzen und möchte zurück. Mein Partner hat derweil Angst, dass ich unser Kind auf dem Flur zur Welt bringe.
Die Geburt
Zurück im Zimmer sitzt mein Freund auf dem Bett und ich hocke mich vor ihn. Andrea ist zu meiner rechten und erklärt uns, was wir in den Wehen tun sollen. Anna-Lena wird unsere Tochter empfangen. Es fällt mir sehr schwer dem Druck nach zu geben. Andrea leitet mich super durch die Geburt. Ich bin ganz bei mir und nehme kaum etwas wahr. Ich darf den Kopf tasten, realisiere es aber gar nicht, als ich es tue. Ich möchte nur, dass es vorbei ist. Mit tiefen Tönen „uuuuuuhhhh“ und „hach hach hach“ bringe ich unsere Tochter um 6:48 Uhr auf die Welt. Ich bin überwältigt und kann es gar nicht begreifen. Unsere Tochter liegt unter mir und ich frage, ob ich sie nehmen darf. Ich nehme sie auf meine Brust und wir legen uns gemeinsam ins Bett und kuscheln, küssen und weinen vor Freude. Wir bekommen Zeit sie willkommen zu heißen.
Sie ist da – am Jahrestag!
Wir sind überglücklich und stellen fest, dass heute unser Jahrestag ist. Das schönste Geschenk! Nach einer Zeit kommen die Hebammen wieder zu uns. Ich nabele unsere Tochter ab und sie wird gemessen und gewogen. Mein Partner bekommt nun seine Bonding-Zeit mit ihr und zieht sie an. Ich bringe die Plazenta auf die Welt und werde noch auf Geburtsverletzungen untersucht. Ich habe wirklich Angst. Erst jetzt begreife ich wieder, dass ich sie eben auf die Welt gebracht habe. Meine Angst ist unbegründet, alles ist in Ordnung und ich habe keine großen Verletzungen. Ich darf unsere Tochter das erste Mal stillen. Andrea zeigt es mir und hilft mir sie anzulegen. Ich bin sehr stolz auf mich und überglücklich. Nachdem ich mich gestärkt habe und auf Toilette war fahren wir als Familie nach Hause.
Wir würden alles genau so wieder machen und ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt!!!!