Geburtsberichte von Eltern

Wie sagt man so schön, es kommt immer anders als man denkt. Geburt nach Verlegung mit PDA in der Klinik

Der Beginn

Gegen 23.30/ 24 Uhr schlafe ich ein und gegen 1 Uhr nachts beginnen die Wehen. Die Abstände werden immer kürzer. Gegen 9 Uhr sind wir richtig wach. T macht gegen 9.30 Uhr Frühstück und ich mache mich im Bad fertig. Nach dem Frühstück rufen wir Hebamme Melani im Geburtshaus an, die heute „ersten Dienst“ hat. Ich schildere ihr meine Symptome. Sie tippt auf Latenzphase und bietet uns an, ins Geburtshaus zu kommen, um mich zu untersuchen. Gegen 11 Uhr treffen wir dort ein. Sie schreibt ein kurzes CTG (alles normal), bespricht mit uns das weitere Vorgehen und untersucht mich vaginal. Währenddessen habe ich mehrere Wehen. Melani gibt mir weitere Tipps zum Atmen (beim Ausatmen alles loslassen). Mein Gebärmutterhals ist fast schon komplett verkürzt und der Muttermund schon 3 cm geöffnet! Ich / wir bekomme(n) folgende Tipps: ein Bad nehmen, ein Buscopan-Zäpfchen als Krampflöser einschieben, in Bewegung bleiben / „beckenfreundliche“ Positionen einnehmen, bei Bedarf nochmal schlafen, genügend trinken und immer wieder ein bisschen was essen. Zuhause steige ich gegen 12 Uhr in die Wanne. Es scheint mich zunächst zu entspannen, dann aber doch eher die Wehen zu beschleunigen. Das Zäpfchen zeigt leider (zunächst?) keine Wirkung. Die Wehen kommen nun schon im Abstand von ein paar Minuten. Ich schaffe es irgendwie mit einigen Wehenpausen diesen Bericht anzufangen und ein bisschen was zu essen. T saugt die Wohnung durch und spült das Geschirr, damit alles erledigt ist, wenn wir nach der Geburt zurück nach Hause kommen. Ich bin fortan nur noch auf dem Sofa und muss zwei Mal erbrechen (sehr ungewöhnlich, da ich während der Schwangerschaft kein einziges Mal Probleme mit Übelkeit hatte). Essen ist also nicht mehr möglich. Gegen 16:00 Uhr rufen wir nochmal Hebamme Melani an. Die Wehen sind mittlerweile sehr stark und im Abstand von 3-5 Minuten. Melani bietet uns an, ins Geburtshaus zu kommen. T isst noch den Rest vom Vorabend, dann nehmen wir unsere gepackte Geburtstasche mit und fahren los.

Im Geburtshaus

Gegen 17 Uhr treffen wir im Geburtshaus ein. Das hintere Geburtszimmer ist schon für uns reserviert. Wir bekommen Zeit, um uns dort zu zweit einzurichten. T räumt unsere Sachen aus und ich veratme weiter die Wehen im Vierfüßlerstand auf dem Bett. Dann ziehe ich mich aus und nur ein grünes Longshirt an. Melani leitet mich an, erinnert mich an das richtige Atmen und entspannende Haltungen und massiert mir ein bisschen das Becken. T unterstützt und reicht mir Tee und Wasser. Die Wehen sind weiterhin nur im unteren Bauch, (immer noch) auffällig lang und zunehmend kommt nach der jeweiligen Wehe ein Dauerschmerz im unteren Bauch dazu, der es mir zunehmend erschwert, die Wehenpausen zur Entspannung zu nutzen. Ich zittere schon vor Erschöpfung. Melani kontrolliert zwischendurch meine Temperatur mit dem Thermometer. Die Herztöne von M, die immer mal wieder per Dopton abgehört werden, sind zum Glück immer wunderbar. Gegen 18:30 Uhr schlägt Melani mir vor, in die Badewanne zu steigen. Der Muttermund ist jetzt so gut wie ganz geöffnet. Gegen 19 Uhr ist die Wanne bereit und ich steige mit Hilfe von Thomas hinein. Melani hat der Hebammenschülerin Melina und Hebamme Ute vom „zweiten Dienst“ am diesen Tag Bescheid gegeben, beide kommen kurz nacheinander an, als ich schon in der Wanne liege. Tatsächlich werden die Wehen in der Wanne kurzzeitig ein bisschen aushaltbarer. T und Melina halten mir während der Wehen jeweils eine Hand. Allerdings zeichnet sich ab, dass es nicht recht voran gehen will, und der Dauerschmerz zwischen den Wehen wird leider auch in der Wanne zunehmend stärker und schlechter aushaltbar. Für mich sind das fast unerträgliche Schmerzen, vor allem ohne richtige Pausen, weshalb sich Melani und Ute fachlich beraten, was zu tun sei.

Geburtsarbeit

Sie schlagen mir vor, wieder aus der Wanne zu kommen und es anders zu versuchen: Ich steige nochmal aufs Bett und sie bearbeiten während der Wehen in unterschiedlichen Seitenlagen mein Becken und bewegen meine Beine in der Hoffnung, dass dadurch das Köpfchen endlich besser ins Becken sinkt. Leider erfolglos (übrigens später als „sekundäre Wehenschwäche“ diagnostiziert). Mein Tönen ist schon länger immer mehr zu einem Schreien geworden. Außerdem steht meine Fruchtblase immer noch, weshalb die Hebammen mir vorschlagen, sie manuell zu öffnen – hier auch schon mit dem Hinweis, dass das wahrscheinlich auch eine der ersten Aktionen wäre, die oben in der Klinik getätigt würde, falls ich nicht im Geburtshaus bleiben kann. Das Fruchtwasser tritt daraufhin nach und nach aus und ist leider dick und grünlich, was bedeutet, dass M vor Stress ihren Darm entleert hat. Es fühlt sich permanent so an, als würde mein Bauch gleich platzen. Ich kann nicht mehr anders als mir die Seele aus dem Leib zu schreien. Im Geburtshaus dürfen leider keine Schmerzmittel verabreicht werden. Deswegen dann der große Entschluss: Ich muss ins Uniklinikum verlegt werden! Sie rufen dort an und bitten um direkte Schmerzmittelbereitstellung. Zum Glück bleiben alle in der Situation ruhig.

Verlegung in die Klinik

T packt schnell unsere Sachen zusammen und dann geht es gegen 21 Uhr los. Ich werde im Rollstuhl in den Aufzug geschoben und auf die Rückbank von Melanis Auto mit großem Kissen verlagert. Melina fährt vorne mit, T in seinem Auto hinterher. Während der Fahrt schreie ich weiter. Am Kreißsaal angekommen, werde ich mit Rollstuhl in einen Entbindungsraum geschoben. Melani und Melina machen eine Übergabe mit der Hebamme vor Ort, die mich im Bett gleich an ein Dauer-CTG anschließt. Absehbar empfiehlt mir das Team eine PDA. Ich willige sofort ein, obwohl ich das in anderem Zustand kritisch gesehen hätte. Ein Anästhesist kommt und stellt mir wichtige Fragen, die ich aber kaum noch beantworten kann. T unterstützt. Zum Glück haben wir ein paar Wochen vorher sowohl den Anamnesebogen Anästhesie schon provisorisch ausgefüllt als uns auch schon in der Klinik angemeldet. Ich schaffe es gerade noch zu unterschreiben. Leider kann der Anästhesist nicht sofort loslegen, weil keine Pflegekraft verfügbar ist, gegen 22:30 Uhr ist die PDA aber endlich gelegt und fängt innerhalb weniger Minuten an zu wirken. Endlich kann ich ein bisschen entspannen, die Hebamme empfiehlt mir zusätzlich einen Blasenkatheter zu legen, damit die Harnblase stets leer und damit nicht „im Weg“ ist. Ich stimme dem Eingriff zu.

Die Geburt mit der Saugglocke

Kurz darauf erscheint der Oberarzt Dr. Kalder, er schlägt vor, die Wehen mit kontinuierlich gesteigertem Oxytocin zu verstärken und dann einen Versuch mit der Saugglocke zu unternehmen. Innerhalb von zwei bis drei Wehen und einem schnellen Dammschnitt, von dem ich nichts merke, ist das Köpfchen zu sehen. Große Erleichterung bei allen, T weint direkt. Ich selbst kann noch nichts sehen. Mit einer weiteren Presswehe kämpft sich M vollständig nach draußen. Es ist nun der 5. Juli 2023, 0:02 Uhr. Endlich haben wir es geschafft und unsere Tochter ist auf der Welt! Sie fängt direkt an zu schreien, wird mir mit der Nabelschnur auf die Brust gelegt und wir weinen beide vor Glück und Erleichterung.

Von S